„Die Fortpflanzungsfähigkeit gehört zu den biologischen Grundvoraussetzungen des menschlichen Lebens, wie Ernährung, Bewegung oder Kommunikation. Störungen derselben stellen somit ein erhebliches biologisches Defizit dar. Während Nachkommen einerseits die staatstragende Grundvoraussetzung jeder Gesellschaft ist, bildet sie heute in den Zivilisationsgesellschaften einen der bedeutendsten Bestandteile eines selbstgewählten Lebensentwurfs. Fehlen die Voraussetzungen für eine der entscheidenden lebensplanerischen Verwirklichungen, so entsteht aus dem biologischen Defekt ein gravierendes Defizit auf der Ebene der individuellen Lebensverwirklichung und der gesellschaftlichen Überlebensfähigkeit.“, so Prof. G. Fischer. Der Kinderwunsch ist so natürlich, wie der Wunsch nach einer Partnerschaft.
Speziell Frauen leiden, wenn der Kinderwunsch nicht erfüllt wird.
Keine Kinder bekommen zu können, tut zwar körperlich nicht weh, seelisch dafür umso mehr. Unfruchtbare müssen nicht nur auf ein Baby verzichten, sondern werden auch das Schulkind, den Jugendlichen und das erwachsene Kind niemals kennen lernen. In vielen Fällen lösen das Nichtzustandekommen einer Schwangerschaft oder Fehlgeburten eine längerfristige Lebenskrise aus. Störungen des Selbstwertgefühls, sexuelle Probleme, depressive Reaktionen und soziale Isolation gehören zu den normalen Reaktionen auf das vermeintliche Versagen. Am stärksten betroffen von diesen Folgen der ungewollten Kinderlosigkeit ist, unabhängig, ob Verursacherin oder nicht, meistens die Frau. Vor allem, wenn deren Frauenbild eng an die Mutterrolle geknüpft ist. Während der Ehemann die erlebte Enttäuschung häufig durch gesteigertes berufliches Engagement kompensiert, fühlt die Frau sich häufig um Schwangerschaft und Mutterrolle betrogen, und reagiert mit den oben bereits genannten Störungen.
Die Gründe für eine ausbleibende Schwangerschaft liegen statistisch zu je einem Drittel am Mann, an der Frau und an beiden Partnern. Anders als häufig vermutet, sind nur bei unter 10 Prozent aller Paare keine konkreten körperlichen Ursachen für die Fruchtbarkeitsstörung auszumachen.
Kinderlos – mögliche Ursachen beim Mann
Beim Mann liegt eine eingeschränkte Zeugungsfähigkeit bereits vor, wenn im Spermiogramm weniger als 20 Millionen (!) mind. zur Hälfte beweglicher und normal geformter Spermien je ml zu finden sind. Männliche Infertilität ist bislang wenig erforscht. Ein Hodenhochstand in der Kindheit führt in 80 % der Fälle zu einer eingeschränkten Zeugungsfähigkeit. Das fruchtbare Gewebe der Hoden wird häufig durch Krampfadern zerstört, die wiederum durch zu enge Kleidung und Radsport begünstigt werden. Auch Rauchen schränkt die Durchblutung der Hoden ein und wirkt durch die Gifte fruchtbarkeitsmindernd. In ca. 10 % der Fälle sind genetische Ursachen, wie das Klinefelter Syndrom u.a. nachweisbar. Der Mann braucht häufig lange, um einen kompetenten Arzt zu finden. Zuständig sind sowohl Urologen, Andrologen wie auch Dermatologen – und keiner richtig.
Kinderlos – mögliche Ursachen bei der Frau
Bei der Frau spielt, noch mehr als beim Mann, der Faktor Alter eine große Rolle. Die Eizellqualität lässt im Lauf der Jahre deutlich nach, so dass nicht nur die Gefahr von Fehlbildungen ansteigt, sondern auch die Wahrscheinlichkeit der Entstehung und Einnistung eines gesunden Embryos (=Schwangerschaft) sich ab dem 25. Lebensjahr bis zum Ende des dreißigstens Lebensjahrzehnts auf 10 % reduziert hat! Ältere Frauen brauchen im Schnitt deutlich länger, bis sie schwanger werden – und das lange bevor die Wechseljahre einsetzen. In einer langen Verhütungsdauer steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Unterleibsentzündungen vorgekommen sind, durch die Eileiter unbemerkt verkleben können. Ebenso können sich die schmerzhaften Gebärmutterschleimhautwucherungen, genannt Endometriose im Laufe der Zeit immer weiter ausbreiten und die Fortpflanzungsorgane funktionsuntüchtig machen. Hormonstörungen sind eine weitere häufige Ursache von Unfruchtbarkeit. Extremer Stress und ungesunde Lebensweise können die Bereitschaft zur Schwangerschaft zumindest vorübergehend beeinträchtigen.
Empirische Studien belegen, dass die bewusst geplante lebenslange kinderlose Ehe selten gewählt wird. Viel häufiger verbergen sich hinter kinderlosen Ehepaaren ungewollt kinderlose Männer und Frauen. Etwa jedes 7. Paar in der Bevölkerung ist, zumindest zeitweise, von Unfruchtbarkeit betroffen. Unfruchtbar zu sein heißt nicht zwangsläufig, kein Kind bekommen zu können! Es ist lediglich die Befruchtung, die eingeschränkt ist! Es heißt auch nicht, dass der ganze Mensch deshalb anders denkt, weil das so ist – denn der Wunsch nach dem eigenen Kind wird deshalb nicht verblassen – im Gegenteil, denn bei vielen Betroffenen stirbt in der Tat die Hoffnung zu letzt.
Autor: Redaktion/Katrin
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