Etwa ab dem 5. oder 6. Monat der Schwangerschaft, oft auch erst gegen Ende, macht sich bei vielen Frauen ein Taubheitsgefühl in den Händen bemerkbar. Es kribbelt in der Handfläche, am Daumen, Zeige-, und Mittelfinger. Meist ist nur eine Hand betroffen. Die Beschwerden treten vorwiegend vier bis fünf Stunden nach dem Einschlafen auf, also meistens nachts.
Das Karpaltunnel-Syndrom
Es handelt sich hierbei um das sogenannten Karpaltunnel-Syndrom (KTS). Dieses wird normalerweise durch Überlastung des Handgelenks ausgelöst, z.B. beim Schreiben am Computer oder bei bestimmten Hausarbeiten.
Typisch dabei ist, dass der kleine Finger nicht beteiligt ist. Hinzukommen kann auch eine leichte Schwellung der Gelenke und Füße. Morgens sind die Finger steif und erst langsam wieder beweglich.
Warum tritt dieses Phänomen so häufig während der Schwangerschaft auf?
In der Schwangerschaft ist keine Überlastung notwendig, um diese Schmerzen zu provozieren. Der Körper lagert zu dieser Zeit, hormonbedingt, vermehrt Wasser im Körper ein, wodurch auch das Bindegewebe anschwellen kann. Dieses befindet sich unmittelbar neben Nervenbahnen. Durch das Anschwellen des Bindegewebes kann es vornehmlich an den anatomischen Engstellen, also an Armen und Beinen, zu einem verstärkten Druck auf das Nervengewebe kommen. Das häufigste Nervenkompressionssyndrom, im Rahmen einer Schwangerschaft, ist das Karpaltunnelsyndrom.
Während der Schwangerschaft liegt der Grund also eher in der hormonell bedingten Wassereinlagerung im Gewebe. Dadurch wird ein Tunnel für Sehnen und Nerven am Handgelenk enger und klemmt einen Armnerv, den Medianus-Nerv, ein. Durch den Druck auf den Medianus-Nerv, entsteht das Karpaltunnelsyndrom. Zunächst macht es sich durch ein Taubheitsgefühl, vergleichbar mit einem unangenehmen Kribbeln, in den Fingerspitzen des Daumens und des Zeigefingers bemerkbar. Auch Schmerzen in diesem Bereich sowie an der Handinnenfläche können auftreten.
Wie können Sie die Beschwerden lindern?
Grundsätzlich verschwinden die Symptome des Karpaltunnelsyndroms spätestens nach der Geburt – das ist das einzig wahre „Heilmittel“. Jedoch gibt es Maßnahmen, die Ihnen bereits während der Schwangerschaft helfen können und die Symptome erträglicher machen.
Nachts kann das Tragen einer Handgelenksschiene hilfreich sein, um den Druck zu mindern. Tritt der Schmerz am Tag auf, können Sie ihre Hände schütteln, bis der Schmerz nachlässt. Zusätzlich können Sie Finger- und Handdehnübungen machen.
Vermeiden Sie zudem Arbeiten, bei denen Sie immer wieder dieselbe Handbewegung machen müssen. Legen Sie die Hände, wenn möglich nach oben. Schlafen in seitlicher Lage kann die betroffene Hand ebenfalls entlasten.
Auch die Behandlung durch Akupunktur oder Kinesiotaping kann Erleichterung bringen.
Wie schon erwähnt, verschwinden die Probleme in der Regel einige Wochen nach der Geburt. Wenn die Beschwerden auch nach der Geburt noch anhalten, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.
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