Den „Ischias-Nerv“ lernen viele Frauen erstmals in der Schwangerschaft kennen, weil er sie daran hindert, schmerzfrei einen Spaziergang zu machen, beziehungsweise länger in einer Position zu sitzen.
Um die Problematik des Ischias-Nerves zu verstehen, sollte man sich einmal seinen Verlauf genauer in einem Anatomiebuch ansehen. Er kommt aus der Lendenwirbelsäule, vom Rückenmark, zieht dann jeweils rechts bzw. links von der Körpervorderseite zur Körperrückseite. Dort läuft er unter den Gesäßmuskeln durch und weiter auf der Oberschenkelrückseite Richtung Fuß. Auf Höhe der Kniekehle teilt er sich in 2 Nerven, die dann den Unterschenkel und Fuß versorgen.
Wird ein Nerv von einem Muskel oder anderen Gewebeteilen bedrängt, schlägt er Alarm, im Sinne eines sehr unangenehmen „Ziehens“ oder „Brennens“. Der Nerv droht dann unterversorgt zu werden und fordert uns auf, die betroffenen Körperteile, im Fall des Ischias-Nerves – das Bein, zu bewegen, um ihn wieder und wieder zu entlasten und die Durchblutung zu gewährleisten. Würde der Nerv nicht so aggressiv, im Sinne von Schmerz, auf sich aufmerksam machen, hätte er binnen kurzer Zeit keine Chance zu überleben, da er von einer guten Durchblutung und Gleitfähigkeit immens abhängig ist.
Warum der Ischias-Nerv sich genau in der Schwangerschaft meldet
Die Frage, warum er gerade in der Schwangerschaft dazu neigt, sich zu melden, liegt zum einen daran, dass der schnell wachsende Bauch der Schwangeren, die Gesäßmuskeln zwingt, stärker zu werden, um ein Abkippen des Körpers nach vorne zu verhindern. Damit schaffen die stärker gewordenen Gesäßmuskeln eine Engstelle. Der Nerv wird beim Gehen beispielsweise Schmerzsignale senden, weil die Gesäßmuskeln umso mehr kontrahieren.
Ist die Gesäßmuskulatur der Auslöser der Schmerzproblematik, dann kann eine Wärmeapplikation auf die schmerzenden Stellen hilfreich sein. Dabei ist aber eine vorzeitige Wehentätigkeit immer auszuschließen! Auch haben sich Massagen der entsprechenden Muskulatur oder leichte Dehnung derselben, in diesem Bereich als temporär hilfreich erwiesen. Bei den meisten Schwangeren bekommt man leider keine absolute Schmerzfreiheit in der Schwangerschaft. Eine wesentliche Erleichterung ist aber in den meisten Fällen, bei konsequenter Durchführung der Massagen und Dehnübungen, zu beobachten.
Eine andere Engstelle kann allerdings in der fortgeschrittenen Schwangerschaft auch schon im Bereich des Bauches, durch die Lage des Kindes, auf den Nerv entstehen. In dem Fall hilft eventuell nur ein zeitweiliges Anheben des Bauches oder eine Lagerung in der tiefen Knie-Ellbogenlage. Im Falle dieser Engstelle ist die sehr lästige Problematik, des Ischias-Nerves, nach der Geburt sofort verschwunden, weil ja der Druck des Kindes wegfällt. Diese Frauen freuen sich auf ein schmerzfreies Wochenbett….
Autor: Monika Siller
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