Eine Hausgeburtshebamme begleitet, wie der Name schon sagt, eine Frau bei der Geburt ihres Kindes in den eigenen vier Wänden. Viele Frauen wünschen sich zur Geburt ihres Kindes eine vertraute Umgebung, in der sie sich sicher und geborgen fühlen, ungestört aus eigener Kraft ein Kind gebären und es im Schoß der Familie willkommen heißen können. Aber auch andere Gründe lassen Frauen sich für eine Hausgeburt entscheiden und damit den Kontakt zu einer Hausgeburtshebamme suchen.
Die Hausgeburtshebamme wird die Schwangere vor der Geburt einige Male besuchen oder in die Hebammenpraxis bestellen um sicher zu gehen, dass alles für eine normale und problemlose Geburt spricht und um ein Grundvertrauen ineinander aufbauen zu können, das für die Hausgeburt sehr wichtig ist. Es wird auch besprochen, was daheim alles herzurichten ist und wann die Hebamme zur Geburt gerufen wird.
Bei der Geburt steht die Hausgeburtshebamme der Frau bei, unterstützt und leitet sie, wo sie gebraucht wird. Manchmal kann sie sich aber auch mal zurückziehen um die Gebärende in ihrer Geburtsarbeit nicht zu stören und nur mit dem Wissen und zur Sicherheit im Hintergrund da zu sein.
Nach der Geburt versorgt die Hausgeburtshebamme gemeinsam mit der Frau das Kind. Es wird, nach einer angemessenen Zeit der Ruhe am Bauch der Mutter, gewogen, gemessen und von Kopf bis Fuß untersucht und dann, je nach Bedarf, angezogen und zurück zum Kuscheln gelegt. Sie hilft beim ersten Anlegen oder auch bei der Zubereitung der ersten Mahlzeit.
Aber auch die Plazenta wird von der Hausgeburtshebamme in Empfang genommen, genau angesehen und dann den Eltern überlassen, wenn diese beispielsweise ein Bäumchen darauf pflanzen wollen. Weiters kontrolliert sie den Dammbereich der Frau und näht gegebenenfalls einen Dammriss auch selbst. Die Hausgeburtshebamme verlässt Mutter und Kind erst nach einigen Stunden, nachdem sie sich vergewissert hat, dass es beiden gut geht, dass zum Beispiel die Wochenbettblutung normal stark ist und das Kind gut atmet und trinkt.
Auch im Wochenbett kommt die Hausgeburtshebamme regelmäßig vorbei und hilft der Mutter im Umgang mit dem Neugeborenen, bei Problemen oder Fragen.
Leider gibt es in vielen Teilen Österreichs nur sehr wenige Hausgeburtshebammen, weswegen nicht jeder Frau diese einzigartige Erfahrung möglich und zugänglich ist. Auch wird meist nur ein Teil von der Krankenkasse übernommen, weswegen es für einige Frauen auch eine Frage des Geldes ist, sich eine Hausgeburt zu leisten.
Die Hausgeburtshebamme hat keine Extra-Ausbildung, sondern ist mit dem Abschluss der Hebammenausbildung befähigt Hausgeburten zu machen. Viele arbeiten zuerst im Krankenhaus um etwas Routine zu bekommen und begleiten erst später Frauen bei physiologischen Geburten. Eine Hausgeburtshebamme muss bei einer Hausgeburt ihre Grenzen gut kennen und wird auch lieber einmal zu oft ins Krankenhaus als einmal zu wenig fahren. Sollte dennoch ein Notfall sein, hat eine Hausgeburtshebamme Notfallmedikamente und auch Sauerstoff mit und arbeitet meist recht gut mit Rettung und Krankenhaus zusammen.
Nicht jeder ist für eine Hausgeburt geeignet, weder jede Gebärende noch jede Hebamme. Für eine Hausgeburtshebamme heißt es doch, ständig allein zu arbeiten, viel Rufbereitschaft, häufig Fragen, weil Kollegen Zweifel haben usw. Und bei den Frauen muss nicht nur die Einstellung, das Vertrauen, sondern auch die Schwangerschaft passen. Aber die meisten würden sich, egal ob Familie oder Hebamme, nach einer gelungenen Hausgeburt wieder dafür entscheiden.
Autor: Sabrina Heiss, freiberufliche Hebamme in Tirol (Österreich)
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