„Wir müssen die Geburt einleiten!“. Dieser oft gesprochene Satz verängstigt viele Schwangere. Das Bild von einer Frau mit Wehentropf und heftigen Wehen wird hervor gerufen. Warum und wie eine Geburt jedoch eingeleitet wird, wissen die wenigsten Frauen. Somit kann durch falsche Bilder und „Schauermärchen“ viel Angst hervorgerufen werden, welche sich durch gute Aufklärung vermeiden lassen könnte.
Gründe für die Einleitung einer Geburt
- Die häufigste Ursache: Die Überschreitung des Geburtstermins ohne Beginn einer Wehentätigkeit. Je nach Standard der Entbindungsabteilung wird die Geburt meistens zwischen dem 7. und 14. Tag nach dem errechneten Geburtstermin eingeleitet.
- Weiters kann eine Geburt aus einer medizinischen Indikation heraus eingeleitet werden. Eine beginnende Präeklampsie etwa, im Volksmund oft besser bekannt als „Schwangerschaftsvergiftung“, kann durch eine frühzeitige Beendigung der Schwangerschaft durch Einleitung behandelt werden. Auch bei einem bestehenden Schwangerschaftsdiabetes wird die Geburt in Terminnähe eingeleitet werden.
- Einleitung nach einem vorzeitigem Blasensprung: Wenn die Fruchtblase bereits gesprungen ist, die Wehen jedoch nicht von selbst einsetzen, wird in den meisten Entbindungsabteilungen die Geburt nach einer bestimmten Zeit eingeleitet.
Wie wird die Geburt eingeleitet?
Die Geburt kann auf verschiedene medizinische Möglichkeiten eingeleitet werden.
Einleitung der Geburt mittels Vaginalzäpfchen oder Gel
In den meisten Fällen wird eine Geburt mittels Prostaglandin Zäpfchen eingeleitet. Diese werden in die Scheide der Frau gelegt und geben dort ihren Wirkstoff ab.
Einleitung der Geburt mittels Oxytocin Infusion (alias „Wehentropf“)
Ist der Muttermund bereits etwas geöffnet kann eine Oxytocin Infusion angehängt werden. Mit einer Infusionspumpe kann das Wehenmittel individuell nach Bedarf dosiert werden, um die Gebärmutter, Mutter und Kind nicht zu überanstrengen.
Einleitung der Geburt mittels Ballonkatheter
Eine neue Technik der Geburtseinleitung ist der Ballonkatheter. Es wird ein kleiner Schlauch in die Gebärmutter eingeführt und dort mit etwas Flüssigkeit aufgefüllt. Durch Druck auf den Muttermund kann dieser somit passiv erweitert werden.
Einleitung der Geburt durch Eröffnung der Fruchtblase
Auch die Eröffnung der Fruchtblase kann durch physikalische Faktoren zu einer beginnenden Wehentätigkeit führen. Das Positive am Eröffnen der Fruchtblase ist die nicht medikamentöse Handlung. Zu beachten ist jedoch, dass auch mit Eröffnen der Fruchtblase der Beginn der Wehen nicht sicher ist und der Eingriff nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
Die Art der Geburtseinleitung wird individuell nach Krankenhaus / behandelnden Arzt und nach der Situation der schwangeren Frau entschieden. Auch Kombinationen der verschiedenen Einleitungen sind möglich.
Wichtiges zu wissen bei einer Einleitung
- Sprechen Sie Ihre Ängste an und geben Sie zu, wenn Sie etwas nicht verstanden haben. Entwickeln Sie gemeinsam mit Ihrer Hebamme / Ihrem Arzt die optimale Methode für Sich.
- Schlafen Sie soviel wie möglich, auch tagsüber. Eine Einleitung kann sich unter Umständen über mehrere Tage ziehen. Sie werden Ihre Kräfte noch brauchen!
- Fragen Sie auch bei einer medizinischen Einleitung der Geburt nach begleitenden alternativen Methoden.
Alternative Methoden der Geburtseinleitung
Neben den medizinischen Möglichkeiten zur Einleitung der Geburt stehen auch alternative Möglichkeiten. Diese sollten, vor allem bei Überschreitung des Geburtstermins, als Erstes in Betracht gezogen werden. Sie können auf die Geburt vorbereiten und den Geburtsbeginn begünstigen. Dazu gehören:
- Spaziergänge, Treppen steigen, ein letzter Hausputz
- Gleichzeitig auch viel zur Ruhe kommen, zwischendurch viel schlafen (ein übermüdeter Körper produziert keine Wehen)
- Kuscheln und nach Belieben auch Geschlechtsverkehr
- Ein milder Darmeinlauf
- Bauchmassage im Uhrzeigersinn mit einem Öl aus Mandelöl und jeweils 1 Tropfen Ingweröl und Nelkenöl oder auch Nachtkerzenöl (am Besten macht dies der Partner / Geburtsbegleiter)
- Wehenanregender Tee aus Nelke, Zimt, Ingwer, Himbeerblätter und Eisenkraut (in vielen Apotheken erhältlich)
- Geburtsvorbereitende Akupunktur, Shiatsu, Homöopathie, Bachblüten oder Schüsslersalze unter professioneller Hilfe
- Loslassen können vom Kind im Bauch, von der Schwangerschaft. Sie können sich nun auf eine ganz neue und wunderbare Zeit mit ihrem Kind freuen!!
Nutzen Sie bei Fragen oder Unsicherheiten die Möglichkeit von Hebammensprechstunden! Ihre Hebamme wird Ihnen mit Geduld und Kompetenz beistehen!
Autor: Laura Jenewein, Hebamme
Fotocredit: Peerawit, LightField Studios /Shutterstock.com