Genügend Calcium mit der Nahrung aufzunehmen ist für uns alle ein tägliches Problem. Denn unsere Lebensmittel, mit Ausnahme der Milch- und Milchprodukte, liefern nur wenig Calcium. Vorhandenes Calcium aus Gemüse und Nüssen wird zudem nur schlecht aufgenommen. Die Versorgungslage mit Calcium ist generell so schlecht, dass dieser Mineralstoff offiziell als „kritischer“ Nährstoff für alle Bevölkerungsschichten gilt.
Schwangere und Stillende sollten ein besonderes Augenmerk auf ihre Calciumversorgung haben. Zwar ist die empfohlene Gesamtzufuhr für Schwangere mit 1000 mg pro Tag bei uns nicht höher als bei normalen Frauen, aber eine niedrige Calciumzufuhr während dieser kritischen Zeit birgt Risiken für Mutter und Kind.
Baby deckt den Bedarf an Calcium in der Schwangerschaft aus dem Skelett der Mutter
Um den Calciumbedarf des ungeborenen Kindes zu decken und eine ausreichende Mineralisierung des Skeletts sicherzustellen, wird Calcium aus dem mütterlichen Knochensystems mobilisiert. Ungefähr 30 g Calcium benötigt das Baby für seine Knochen, das dem Skelett der Mutter nach und nach entzogen wird. Die erhöhte Freisetzung von Calcium aus dem mütterlichen Skelett führt zu Knochenabbauraten von 4,8 – 5,1% im Laufe einer Schwangerschaft und liegt damit ähnlich hoch, wie in der Menopause.
Die gute Nachricht: Durch eine gezielte Calcium-Zufuhr mit geeigneten Nahrungsergänzungsmitteln kann der Knochenabbau vermindert werden. Insbesondere im dritten Trimester wird Schwangeren eine zusätzliche Aufnahme von Calcium empfohlen, um das Knochengerüst zu schützen.
Calcium ist aber auch noch aus anderen Gründen wichtig. Zuwenig Calcium in der Nahrung erhöht das Risiko für Gestosen und Präklamsien und gefährdet damit die Gesundheit von Mutter und Kind. Auch aus diesem Grund wird eine regelmäßige Calcium– Ergänzung empfohlen.
Ein Mangel an Calcium in der Schwangerschaft erhöht die Bleiwerte im Blut
Schadstoffe aus der Umwelt, die die Mutter im Laufe ihres Lebens aufgenommen hat, werden im Körper in der Regel an „sicheren“ Stellen verwahrt. So finden sich die organischen Schadstoffe meist im Fettgewebe wieder, während die Schwermetalle neben der Leber hauptsächlich in den Knochen abgelagert werden. 95% des im Körper vorhandenen Bleis wird in den Knochen verwahrt. In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass ein erhöhter Knochenabbau in der Schwangerschaft auch das gespeicherte Blei freisetzt. Dadurch kann die Entwicklung des Kindes und seine Gesundheit beeinträchtigt werden. Eine zusätzliche Calciumzufuhr stoppte aber den Knochenabbau und damit die Freisetzung von Blei. Besonders Frauen, die häufig mit Umweltgiften in Kontakt waren (z.B. Autoabgase), wird eine gezielte Calciumzufuhr dringend angeraten.
Um eine Freisetzung der organischen Schadstoffe, die im Fettgewebe abgelagert sind, zu verhindern, sollten „überflüssige Pfunde“ während der Schwangerschaft und Stillzeit“ nicht abgebaut werden. Aus diesem Grund werden Schwangere und Stillende ausdrücklich vor Reduktionsdiäten gewarnt.
Autor: Dipl.-oec.-troph.-univ. Barbara Fäth-Neubauer
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