In den letzten 15 Jahren ist ein permanentes Ansteigen der Kaiserschnittrate zu beobachten. War der Kaiserschnitt früher eine lebensrettende Maßnahme für Mutter und Kind, wird er heute immer mehr zur „ Lifestyle- Operation“. Es ist jedoch festzuhalten, dass es sich hier um eine große Operation handelt, die nicht ohne Risiko ist. Die Ursachen dieser Entwicklung liegen im Bereich einer immer weiter gestellten Indikationenliste, der Verfügbarkeit neuer Technologien, der rechtlichen Absicherung und in persönlichen Vorteilen für den Arzt.
Empfehlung der WHO zum Wunschkaiserschnitt
Die Weltgesundheitsorganisation hat schon vor Jahren eine Empfehlung für den Umgang mit der Geburt abgegeben. Aus der Sicht der WHO gibt es keine Rechtfertigung für Kaiserschnittraten über 15%, weil dadurch keine Verbesserung des Gesundheitszustandes für Mutter und Kind zu erreichen ist. In der Zwischenzeit liegen die Kaiserschnittraten in den industrialisierten Ländern zwischen 25% und 50%. Die Forschung zeigt eine damit einhergehende erhöhte mütterliche Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate und keine wesentliche Verringerung der kindlichen Erkrankungs- und Sterblichkeitsraten.
Wünschen sich Frauen einen Kaiserschnitt?
Ethisch strittig ist die Frage, ob Frauen die Wahlmöglichkeit auf einen Wunschkaiserschnitt gegeben werden soll. Besonders wenn sie unzureichend oder einseitig über die Folgen dieses Eingriffs, der ohne medizinische Indikation erfolgt, aufgeklärt werden. Aus der Sicht der Forschung wurde kein Nachweis erbracht, dass Frauen sich wirklich in so hohem Maß einen geplanten Kaiserschnitt wünschen und systematische Patientenbefragungen über die Zufriedenheit nach Kaiserschnitt fehlen. Die soziologischen, psychologischen und medizinischen Auswirkungen von mehr als 25% Sectiogeburten auf unsere Gesellschaft sind ungewiss und Forschungen dazu stehen noch aus.
Durch einen Kaiserschnitt Kostensteigerungen im österreichischen Gesundheitssystem
Die Auswirkungen der steigenden Sectioraten auf das Gesundheitswesen liegen in den hohen Kosten, ohne dass es dafür den Nachweis eines medizinischen Vorteils gibt. Prof. Wagner, ehemaliger WHO Direktor, hat anlässlich eines Vortrages 2004 in Wien die Kosten, die durch unnötige Kaiserschnitte dem österreichischen Gesundheitswesen pro Jahr erwachsen, auf über 19 Millionen Euro geschätzt. Diese werden von der Allgemeinheit durch Sozialversicherungs- und Steuerabgaben getragen, und könnten wo anders besser eingesetzt werden.
Ein Umdenken ist notwendig
Die politischen und medizinischen Entscheidungsträger unseres sind Landes aufgefordert, Strategien zu entwickeln, um die Kaiserschittraten wieder zu senken. Ein Umdenken in Richtung „Ent-Krankmachung“ von Schwangerschaft und Geburt und eine seriöse Risikoeinstufung sind allerdings die Voraussetzung dazu. Zusätzlich müssen auch organisatorische und strukturelle Reformen durchgeführt werden, um die finanziellen Anreize für Krankenhäuser und Ärzte zu minimieren.
Kritische Auseinandersetzung mit dem geplanten Kaiserschnitt
Frauen sind dazu aufgerufen, sich mit dem Thema „Wunschkaiserschnitt“ kritisch auseinander zu setzten. Auch wenn es im einzelnen Fall bedeutet, einer Empfehlung für den geplanten Kaiserschnitt zu misstrauen und die Meinung von mehreren Ärzten oder Hebammen, für sich einzuholen.
Autor: Brigitte Theierling
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