Eine ambulante Geburt heißt, dass die Frau mit ihrem Kind nach der Geburt innerhalb von 24 Stunden das Krankenhaus verlässt und heimgeht. Zuhause wird sie dann von einer (zuvor kontaktierten) Hebamme weiter betreut. 24 Stunden klingen im ersten Moment lange und selten bleibt eine Frau, die vorhat ambulant zu gebären, auch wirklich so lange. Nur manchmal kommt eines zum anderen und da ist man froh um den ganzen Tag.
Je nach Krankenhaus werden Frau und Kind ca. 4-6 Stunden nach der Geburt im Kreißsaal beobachtet bevor sie nach Hause entlassen werden. In dieser Zeit wird noch so einiges erledigt, wie etwa:
- das Kontrollieren der Plazenta und
- Nähen eines etwaigen Schnittes oder Risses, sowie
- das erste Anlegen und Bonding,
- das Wiegen und Messen des Kindes,
- die Erstuntersuchung durch den Kinderarzt,
- der Hörtest und
- der Hüftultraschall beim Kind (wenn es zeitlich grad günstig fällt);
- wichtig auch eine ausgiebige Mahlzeit für die frischgebackene Mama.
Wenn die Geburt recht spät am Abend war, ist es meistens üblich, dass sich Mutter und Kind über Nacht im Krankenhaus ausrasten und erst am nächsten Morgen die Heimreise antreten. Auch bei einem langen Heimweg oder bei verrückt spielendem Wetter oder ähnlichem werden die 24 Stunden gut ausgenützt.
Sozialversicherungsträger
Warum ein paar Stunden auf oder ab hier so betont werden, beziehungsweise warum es eine eigene Bezeichnung, eben ambulante Geburt, gibt, hängt mit dem Sozialversicherungsträger zusammen. Denn je nach Art der Entbindung, ob ambulant, vorzeitige Entlassung oder Hausgeburt, steht einem eine andere Anzahl an Hausbesuchen zu.
Die GKK übernimmt bei einer ambulanten Geburt maximal zwei Hausbesuche während der Schwangerschaft, sowie je einen die ersten fünf Tage nach der Geburt. Danach können noch bis zu sieben weitere vom 6. Tag nach der Geburt bis zur 8. Woche bei besonderen Problemen in Anspruch genommen werden. Bei einer Hebamme mit Kassenvertrag fallen hierbei keine Kosten an und bei einer Wahlhebamme ohne Kassenvertrag werden 80 % des Kassentarifs rückerstattet.
Die nachbetreuende Hebamme
Bei dem Wunsch nach einer ambulanten Geburt ist es ratsam schon recht früh in der Schwangerschaft mit einer Hebamme für die Nachbetreuung Kontakt aufzunehmen. Je nach Bedarf kann man sich dann eben bis zu zweimal in der Schwangerschaft treffen und über Probleme mit/in der Schwangerschaft reden sowie den Ablauf nach der Geburt und im Wochenbett besprechen. Die Hebamme hilft im Wochenbett nicht nur beim Umgang mit dem Neugeborenen, sie kontrolliert auch die Gewichtszunahme des Babys sowie den Verlauf einer etwaigen Gelbsucht. Sie gibt dem Kind die zweite Gabe Vitamin K für die Blutgerinnung und nimmt das Blut für das Stoffwechselscreening aus der Ferse des Kindes ab.
Natürlich hat sie auch ein Auge auf den Allgemeinzustand der Frau und deren Wochenfluss. Das Stillen klappt nach einer ambulanten Geburt meist recht gut, da sich die Frau in ihrer gewohnten Umgebung, mit gewohntem Essen und meist auch besserem Schlaf (als mit Zimmernachbarin und Kind) schnell wieder erholt. Sie kann sich daheim anders aufs Stillen einstellen und auch die Hebamme kann hier mit einer ganz individuellen Betreuung besser auf beide eingehen.
Eine ambulante Geburt bietet sich also an, wenn man sich für die Geburt die Sicherheit des Krankenhauses und seiner Strukturen wünscht, und man aber auch schnell wieder die Geborgenheit und Ruhe des eigenen Zuhauses auf sich wirken lassen möchte.
Autor: Sabrina Heiss, freiberufliche Hebamme in Tirol
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