Männer im Kreißsaal – das war früher ein undenkbarer Zustand, einmal ganz abgesehen davon, dass es den Kreißsaal auch noch nicht so lange gibt. Die Geburt war eine Frauendomäne, wo Männer nichts zu suchen hatten, und noch bis in das letzte Jahrhundert war es nicht ungewöhnlich, wenn die Geburt eines Kindes zu Hause erfolgte. Männer im Kreißsaal – das war schon mangels Kreißsaal nicht möglich. Immerhin waren die Hebammen, die der Schwangeren dabei Beistand leisteten, jetzt schon gut ausgebildet und nicht mehr einfach nur Frauen, die selbst schon geboren hatten.
Für Mutter und Kind war die Geburt in früheren Zeiten ein gefährlicher Augenblick. Dafür waren zwei Faktoren maßgeblich. Einmal gab es kaum ausgebildete Geburtshelferinnen und schon gar keine Ärztinnen, und zum anderen waren die hygienischen Kenntnisse völlig ungenügend. Nicht selten blieb das Kind oder die Mutter oder auch beide im Wochenbett. Dass die Kindersterblichkeit in Deutschland noch im 19. Jahrhundert zwischen 20 und 25 % lag, mag verdeutlichen, welche Gefahr von einer Geburt ausgehen konnte.
Männer im Kreißsaal – heute selbstverständlich?
Heute sind die Umstände bei einer Geburt in den entwickelten Ländern wesentlich verbessert. Inzwischen geht es nicht mehr nur um die medizinische Betreuung der Schwangeren, die schon weit vor der Geburt beginnt. Die Hausgeburt ist nur noch ein seltener Ausnahmefall, etwa wenn es die Schwangere nicht schafft, rechtzeitig ins Krankenhaus zu gelangen. Doch in der Regel findet die Geburt heute an einem speziell ausgestatteten Ort, dem Kreißsaal im Krankenhaus, statt.
Wenn schon die medizinische Betreuung einer Schwangeren heute kaum noch besser werden kann, dann kann auch noch die seelische Betreuung ergänzend dazu kommen. Viele Schwangere äußern den Wunsch, auch bei der Geburt nicht allein zu sein und nicht nur mehr oder weniger bekannte, sondern auch vertraute Menschen um sich zu haben. Und wer würde sich dazu besser eignen als der Vater des Kindes, der ja auch nicht ganz unbeteiligt an diesem Ereignis ist?
Männer als Ersatz-Hebamme?
Allenthalben wird über die Kostenexplosion im Gesundheitswesen debattiert. Dass gespart werden muss, ist klar. Ebenso klar ist natürlich, dass die Männer im Kreißsaal jetzt nicht einfach die Hebamme ersetzen können.
Andererseits führen die erforderlichen Sparmaßnahmen und insbesondere die Kommerzialisierung des Krankenhausbetriebes schon dazu, dass für die Betreuung der Schwangeren weniger Zeit zur Verfügung steht. Das Ausfüllen von Statistiken und Berichten ist, weil von der Bürokratie erzwungen, oft wichtiger, sodass es dafür einfach weniger Zeit gibt. Da können Männer hilfreich sein, insbesondere wenn es um eines geht: Warten, bis das Baby kommt.
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