Es ist wahrlich beeindruckend, was die Medizin heute zu leisten imstande ist. So ist es mit Blick auf eine zukunftsorientierte Familienplanung bekanntlich möglich, Eizellen einfrieren zu lassen und so die Familienplanung konkret zu planen. Was zunächst noch vornehmlich aus medizinischen Beweggründen möglich war, insbesondere vor dem Hintergrund einer Krebserkrankung bzw. einen somit beabsichtigten Schutz der Eizellen vor den Auswirkungen einer Chemo-Therapie, ist mittlerweile auch aus nichtmedizinischen Gründen realisierbar.
Die biologische Lebensuhr „in Eigenregie“ stellen
In der Tat spielen familienpolitische Aspekte eine wesentliche Rolle: Eltern wollen ihren Kindern etwas bieten und legen somit Wert auf eine solide finanzielle Basis. Diesbezüglich ist vor allem auch von der Erwerbstätigkeit der Frau sowie von der Vereinbarkeit von Job und Familie die Rede. Das so genannte Social Freezing nimmt einen wesentlichen Stellenwert ein für alle, die ihre Familienplanung vorausschauend angehen möchten. In Anbetracht der Tatsache, dass die Fruchtbarkeit der Frau ab dem 35. Lebensjahr sinkt, dass aber für viele Paare der Wunsch, eine Familie zu gründen, erst ab dem 30. oder 35. Lebensjahr (oder gar noch später) konkret wird, bietet sich die Kryo-Konservierung geradezu an.
Ein hoher Preis…
Die Kosten für das Social Freezing sind in der Tat beträchtlich. So kostet allein die Entnahme der Eizellen rund 3.000 Euro. Wissenswert in dem Zusammenhang ist, dass die Erfolgsaussichten steigen, je jünger die Frau bei der Entnahme ist. Üblicherweise sind zwei Zyklen erforderlich, um eine adäquate Anzahl an Eizellen zu erhalten, wobei zu bedenken ist, dass mindestens 30 bzw. 50 Eizellen entnommen werden müssen, wenn das Social Freezing erfolgreich verlaufen soll. Aber mit diesen finanziellen Aufwendungen allein ist es nicht getan. Fakt nämlich ist, dass auch das Lagern der Eizellen pro Jahr mit sage und schreibe 240 Euro zu Buche schlägt. Hierzulande übernehmen die Krankenkassen die Kosten nicht. Die Patienten müssen somit selbst tief in die Tasche greifen, um ihren Traum von einer zielgerichteten Familienplanung „leben“ zu können. Interessanterweise übernehmen jedoch US-amerikanische Unternehmen die Kosten, wenn es darum geht, Eizellen einzufrieren. Der demographische Wandel hat es in sich. So wird nach neuesten Untersuchungen die Bevölkerung in Österreich sowie auch in zahlreichen weiteren westlichen Ländern immer älter, während andererseits die Zahl der Schwangerschaften stark zurückgeht. Immer mehr Paare entscheiden sich für die Kinderlosigkeit, da für sie andere Faktoren im Fokus stehen. Diesbezüglich ist in erster Linie der Wunsch nach einer erfüllenden und vielversprechenden beruflichen Karriere zu nennen. Kinder sind unter diesen Voraussetzungen eher ein „Hindernis“, wobei also die Möglichkeit wie gerufen kommt, das Social Freezing zu nutzen.
Wenn der Kinderwunsch auf Eis gelegt wird
Befragt man junge Frauen im Alter von 20 bis 25 Jahren nach ihrem Kinderwunsch, so erhält man immer häufiger die Antwort, dass man sich mit der Familienplanung erst etwa in 10 bis 15 Jahren befassen wolle. Und so verwundert es nicht, dass man bzw. frau sich gerade in diesem Alter für eine Eizellenentnahme entscheidet, um diese später, wenn es sich mit der „inneren biologischen Uhr“ vereinbaren lässt, wieder auftauen zu lassen. Wenn möglich bzw. sofern gewünscht, wird beim Einsetzen das Sperma des Partners verwendet. Entscheidet sich die Frau aber für die Inanspruchnahme von Fremdsamen aus einer Samenbank, so kommen zu den Kosten für das Social Freezing weitere 3.000 bis 5.000 Euro für die Inanspruchnahme des Fremdsamens hinzu.
Gesundheitliche und seelische Risiken
War früher das Risiko bei der Entnahme von Eizellen für die Frau noch recht hoch dahingehend, dass sich zum Beispiel durch die hormonelle Stimulation der Eierstöcke mitunter Wasser im Bauchraum ansammelte, so können Mediziner heute diese Gefahr auf ein Mindestmaß reduzieren. Neue Methoden tragen zu einer nahezu exakten Dosierung der Hormone bei, sodass Komplikationen nahezu gänzlich ausgeschlossen werden können. Werden die Eizellen eingesetzt, wenn die Mutter bereits das 40. oder gar 50. Lebensjahr erreicht hat, steigen die Risiken einer möglichen Fehlgeburt oder die Gefahr einer Schwangerschaftsdiabetes stark an. Aber es sind nicht nur gesundheitliche Bedenken, sondern es geht auch darum, sich um die seelischen Folgen Gedanken zu machen. Denn was, wenn die Frau doch nicht den richtigen Partner findet oder wenn sie eine veränderte Sichtweise zu ihrem eigenen Körper feststellt?
Eine Entscheidung fürs Leben
Wer zu oberflächlich mit den Möglichkeiten umgeht, die das Social Freezing bieten kann, der läuft in der Tat Gefahr, früher oder später in ein „tiefes seelisches Loch“ zu fallen. Grundsätzlich ist es also unverzichtbar, eine umfassende und zielorientierte professionelle Beratung und Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
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