Wenn ein winziger Mensch aus der Scheide einer Frau „schlüpft“ dann ist das ein beeindruckender, überwältigender Moment. Das Wunder des Lebens hat aber bereits Monate davor im Körper der Frau begonnen. Welche faszinierenden Vorgänge sich dort von der „Stunde Null“ bis zur Geburt ereignen, können Sie in unserem Schwangerschaftskalender nachlesen. 40 unglaubliche Wochen stehen bevor.
Schwangerschaftswochen 0-8 – Beginn eines neuen Lebens
Sie wollen nur eines: Die Unsterblichkeit
Der Grundstein für eine neue menschliche Existenz wird in einer Szenerie gelegt, die einem Science-Ficton-Film entstammen könnte: Mehrere hundert Millionen Eindringlinge bewegen sich durch fremdes Territorium. Ihr Ziel: Ein Ort, der sie unsterblich macht. Nur einem von ihnen kann es gelingen, diesen Ort zu erreichen, und das Wunder zu vollbringen… Das alles passiert, nachdem der Mann beim Sexual-Akt etwa 180 – 500 Millionen Samenzellen auf die Reise in den Körper der Partnerin geschickt hat. Diese Samenzellen sind entweder Träger des X-Chromosoms (weiblich) oder des Y-Chromosoms (männlich) und sie haben eine Mission: In die weibliche Eizelle einzudringen und damit den Grundstein für ein neues Leben zu schaffen. Nur einmal im Monat wandert eine Eizelle aus dem Eierstock in die Eileiter. Sie muss innerhalb von 24 Stunden befruchtet werden. Den meisten der Spermien gelingt es erst gar nicht, in ihre Nähe vorzudringen. Sie gehen im sauren Klima der Scheide zugrunde. Nur etwa 100 von ihnen überleben die erste Phase. Sie werden von der reifen Eizelle angezogen und versuchen, die Oberfläche zu durchbrechen. Dies kann nur einer Samenzelle gelingen, weil die Eizelle danach undurchdringbar wird. Wenn eine X-Chromosom-Samenzelle als erstes in der weiblichen Eizelle (die übrigens immer ein X-Chromosom ist) ankommt, werden die Frau und Ihr Partner rund 10 Monate später als frischgebackene Eltern ein Mädchen auf der Erde begrüßen können (XX). Wenn ein Y-Träger das Rennen macht, bekommen sie einen Sohn (XY). Aber nicht nur das Geschlecht steht jetzt fest: Die allererste Zelle birgt auch Informationen über Haarfarbe, Aussehen und andere individuelle Eigenheiten des Fötus.
Drei Tage nach der Befruchtung wandert das Ei durch den Eileiter zur Gebärmutter und nistet sich in der Schleimhaut ein. Wenn das geschafft ist, ist die erste, “kritische” Zeit überstanden. Auf der Gebärmutterschleimhaut sind Millionen Flimmerhärchen, die jetzt mithelfen, das Ei in die richtige Richtung zu lenken. Etwa sieben Tage nach der Befruchtung ist die Einnistung dann vollständig abgeschlossen – und das wiederum ist der Startschuss für einige weitere wichtige Aktivitäten im Körper der Frau. Die Keimblase gibt die Botschaft sofort an alle involvierten “Kollegen” weiter. Das Immunsystem muss davon abgehalten werden, das Ei abzustoßen. Die Menstruation wird verhindert. Vielleicht ahnen Frau und Mann jetzt schon etwas von ihrem Nachwuchs? Der ist noch ziemlich klein: Das befruchtete Ei hat jetzt einen Durchmesser von ca. 0,2 Millimeter.
Schwangerschaftswochen 9-16 – Ein Bäuchlein wird sichtbar
Spannende Ultraschalluntersuchungen
Zu Beginn der neunten Schwangerschaftswoche ist der Embryo etwa 3 Zentimeter lang und 12 Gramm leicht. Ganz schön klein, oder? Vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Maße bis zum Geburtstermin auf etwa 3500 Gramm und ungefähr 50 cm erweitert werden. Dementsprechend gehen Wachstum und Entwicklung jetzt unglaublich schnell. Aber nicht nur Größe und Gewicht entwickeln sich in atemberaubendem Tempo. Im Gehirn des Winzlings entstehen pro Minute 100.000 neue Nervenzellen! Weil sich um die zehnte Schwangerschaftswoche Gehirn und Muskelsystem des Embryos miteinander verbinden, werden auch schon die ersten Bewegungen ausgelöst. Die Mutter kann diese aber natürlich noch nicht spüren. Am Ende der elften Schwangerschaftswoche hat sich der Embryo dann schon zu einem winzigen Baby entwickelt. Er wird nun als Fötus bezeichnet und wiegt bei einer Größe von etwa zehn Zentimetern, im Durchschnitt, rund 50 Gramm.
Besonders spannend wird es bei den Ultraschalluntersuchungen: Zum einen erfahren Sie jetzt, ob Sie sich auf eine Mehrlingsgeburt einstellen können. Und ab der 12. Woche können Sie mit etwas Glück Ihren kleinen Liebling via Ultraschall beim Daumenlutschen, Schlucken oder Grimassenschneiden beobachten. Fantasievolle Eltern können auf Ultraschallbildern manchmal sogar bereits erkennen, wem ihr ungeborener Schatz ähnlich schaut. Um die 14. Schwangerschaftswoche beginnen auch Haare und Fingernägel zu wachsen. Der Fötus ist jetzt schon sehr lebhaft, er bewegt Arme, Beine und den Kopf. Manchmal hat er sogar “Schnackerl”. Die Struktur der Knochen verhärtet sich, Wirbelsäule und Rippen sind bereits sichtbar. Mitunter schluckt das Ungeborene Fruchtwasser – und gibt dann die ersten Urintröpfchen ab. Ab dem Ende der 15. Schwangerschaftswoche verspricht die nächste Ultraschalluntersuchung dann wieder besonders viel Spannung: Die Genitalien haben sich entwickelt. Bei günstiger Lage kann man via Ultraschall erkennen, ob sich die Eltern auf ein Mädchen oder auf einen Buben freuen dürfen. Werden Sie sich das Geschlecht Ihres Kindes sagen lassen?
Für die werdende Mami beginnt jetzt eine Zeit, die von vielen Frauen als die angenehmste der gesamten Schwangerschaft beschrieben wird. Der Druck auf die Blase hat durch die Wanderung der Gebärmutter nach oben deutlich nachgelassen, der Gang auf die Toilette wird seltener. Müdigkeit und Übelkeit gehören in diesen Schwangerschaftswochen bereits der Vergangenheit an – dafür wird ein Teil der Zukunft immer offensichtlicher: Das Bäuchlein der Schwangeren rundet sich und wird schon langsam “auffällig”. Die Haut sollte ab sofort durch Eincremen auf die weitere Dehnung vorbereitet werden.
Schwangerschaftswochen 17-32 – Hörst Du mein Herz klopfen?
Wie wär´s mit einem Kurzurlaub?
Werdende Mamis haben es jetzt ganz besonders gut: Die Beschwerden der ersten Wochen sind endgültig ausgestanden, der Bauch ist zwar schon deutlich sichtbar, aber noch “angenehm” klein. Viele Paare nutzen diese Zeit auch für einen (Kurz-) Urlaub. Langstreckenflüge und Länder, für die Sie sich impfen lassen müssten, sollten Sie aber meiden. Der Fötus ist um die 17. Schwangerschaftswoche etwa 15 – 17 Zentimeter groß und turnt gerne im Fruchtwasser herum. Dabei ist er keineswegs isoliert: In Mamis Körper gibt es nämlich jede Menge Darm-Gebrodel, Glucksen und Glucken zu erlauschen, die eindeutige Nummer 1 in der Geräusch-Hitparade ist aber Mamas Herzschlag: Er ist für das Baby laut zu hören, und er ist immer da. Diese erste Kommunikation muss aber nicht einseitig verlaufen: Das Herzklopfen des Kindes tönt immer lauter und kann bei günstiger Lage mit freiem Ohr durch die Bauchdecke gehört werden – eine tolle Gelegenheit, um bereits geborene Kinder mit ihrem künftigen Geschwisterchen in Kontakt treten zu lassen. Und wenn diese dann fragen, wie ihr Brüderlein oder Schwesterlein aussieht? Der Körper des Fötus ist jetzt sehr schlank und die Haut ist so transparent, dass das darunter liegende feine Netzwerk der Blutgefäße sichtbar ist. Die Bewegungen der kleinen Arme und Beine werden immer koordinierter – ein Zeichen dafür, dass sich die Nervenbahnen miteinander verbinden. Die Schlafgewohnheiten des neuen Familienmitglieds gleichen jetzt bereits denen eines Neugeborenen. Der Fötus döst und wacht abwechselnd. Beim Schlafen nimmt er seine Lieblingspositionen ein, beim Aufwachen streckt er sich. Dabei können sehr aktive Phasen des Kindes mit völliger Inaktivität wechseln. Wenn Sie über 48 Stunden keine Kindesbewegungen spüren, besteht kein Grund zur Panik, Sie sollten aber sicherheitshalber zum Arzt oder ins Krankenhaus fahren.
Um die 24. Woche ist der Fötus etwa 25 cm groß und wiegt ca. 700 Gramm. Mamas Bauch wächst natürlich mit. Tipp: Tägliches Einölen mit Vitamin-E haltigen Körperölen hilft der gedehnten Haut und beugt Juckreiz vor. Das zusätzliche Gewicht kann ab dieser Schwangerschaftsphase für die werdende Mami zum Problem werden, sie braucht jetzt öfter Mal eine Pause und klagt über schwere Beine und Wadenkrämpfe. Viel Bewegung, Sport und gegebenenfalls zusätzliche, mit dem Arzt abgesprochene Magnesium-Zufuhr können helfen. Und wenn Sie ab und zu bei schöner Musik die Beine hochlagern, verwöhnen Sie sich und Ihr Baby: Wie Untersuchungen zeigen, reagieren die Kleinen mit ruhigerem Herzschlag und gelösten Bewegungen auf harmonische Klänge.
Schwangerschaftswochen 25-32 – Es bewegt sich!
Baby bereitet sich auf die Geburt vor
Jetzt wird es eng: Wegen Gewichtszunahme und Längenwachstum ist das ungeborene Baby in seiner Bewegungsfreiheit schon ziemlich eingeschränkt. Aber es kann seine Lage noch verändern. Und das ist auch in Hinblick auf die Geburt ziemlich wichtig. Die meisten Föten liegen ab der 28. Woche bereits mit dem Kopf nach unten. Der Körper des künftigen Familienmitglieds ist mit einem feinen Flaum bedeckt, die Haare und die Augenbrauen sprießen jetzt besonders fleißig. Die Vorbereitungen für die Geburt laufen auf Hochtouren: Der Fötus beginnt, eine Fettschicht anzulegen. Das hilft, einen möglichen “Kälteschock” nach dem Verlassen des Mutterleibes zu überstehen. Der Körper ist außerdem noch mit der sogenannten “Käseschmiere” überzogen – ein perfekter Schutz für die zarte Haut des Ungeborenen. Das Erlebnis, die Bewegungen des Fötus zu spüren, ist mittlerweile nicht mehr ausschließlich der werdenden Mama vorbehalten. Durch Berühren der Bauchdecke können auch andere die Kindesbewegungen spüren. Ein Hit für Freunde und Verwandte. Falls dabei jemand “Es bewegt sich!” ruft, kann es übrigens durchaus sein, dass dieser Ruf von dem Ungeborenen gehört wird. Seine Sinne werden nämlich immer schärfer.
Der Fötus kann allmählich hören, was in der “Außenwelt” vor sich geht und lernt jetzt sogar, einzelne Stimmen zu unterscheiden. Das Tasten nach den Bewegungen des Ungeborenen kommt manchmal übrigens so gut bei den künftigen Papas und Geschwistern des Fötus an, dass es einigen Schwangeren gelegentlich zu viel wird. Tipp: Wenn Ihnen nicht danach ist, dass schon wieder jemand auf Ihrem Bauch herumtastet, dann sagen Sie das auch. Immerhin ist es ja immer noch Ihr Bauch. Gegen Ende der 26. Schwangerschaftswoche ist der Gleichgewichtssinn des Kindes dann so weit entwickelt, dass es deutlich spürt, ob die Mami steht, liegt oder geht. Unter dem Zahnfleisch haben sich bereits die ersten Milchzähne gebildet. Das Baby kann auch bereits die Augen öffnen, die Netzhaut entwickelt verschiedene, lichtempfindliche Schichten. So kann der Fötus jetzt schon verschwommene Schatten unterscheiden und durch das Gewebe der Gebärmutter rötliche Schimmer sehen. In den letzten 10 bis 12 Wochen vor der Geburt bekommt das Baby über die Plazenta wichtige Abwehrstoffe zum Schutz vor Infektionskrankheiten – ebenfalls ein Teil des vorgeburtlichen “Fitness-Programms.” Bei den meisten Frauen beginnen jetzt auch die Brüste, sich zu vergrößern. So bereiten sie sich auf die Stillzeit vor. Die Größe der Brüste sagt aber nichts über ihre Eignung zum Stillen aus. Auch kleine Brüste können problemlos ein Baby stillen.
Schwangerschaftswochen 33-40 – Ich glaube, es geht los
Im Bauch wird es immer enger
Das Schwangerschafts-Finale wird von vielen Frauen als eine eher beschwerliche Zeit beschrieben. Mittlerweile ist es unmöglich, sich zu bewegen, ohne dass der Bauch im Weg ist. Die Haut der werdenden Mama kann jetzt durch die hormonellen Veränderungen trocken und schuppig werden. Tipp: Viel Wasser trinken und frisches Obst essen. Aber Mutter Natur hat in dieser Phase auch Erleichterungen für die Schwangeren vorgesehen: Das Baby rutscht immer tiefer ins Becken, der Druck auf Mamis innere Organe lässt dadurch nach, es atmet sich auch wieder leichter. In der 36. Woche wiegen die Ungeborenen im Durchschnitt etwa 3.500 Gramm. Die Nähte zwischen den Schädelknochen (Fontanelle) sind noch nicht verknöchert. Dadurch lassen sich die Schädelknochen zusammenschieben und erleichtern so die Reise durch den Geburtskanal. Ein genialer Trick der Natur – der aber schon bei so manchen Eltern für eine Schrecksekunde, unmittelbar nach der Geburt gesorgt hat. Tipp: Wundern Sie sich nicht, wenn der Kopf Ihres frischgeschlüpften Babys eine ausgesprochen aerodynamische Form hat. Das liegt an den Fontanellen und dient der Erleichterung des Geburtsvorganges. Zu Beginn der letzten beiden Schwangerschaftsmonate sind die meisten Föten ziemlich aktiv. Sie sind jetzt schon weit entwickelt, und mit ihnen scheint auch ihr Bewegungsdrang zu wachsen. Und das, obwohl es in Mamis Bauch immer enger wird. Wenn das Ungeborene mitten in der Nacht Lust auf eine Strampel-Session hat, kann das der werdenden Mami hin und wieder auch den Schlaf rauben.
In der 34. Woche hört die Plazenta zu wachsen auf (= Plazentareife). Als Vorbereitung auf die Geburt nehmen die meisten Babys noch einmal kräftig zu. Häufig kommt es etwa ab der 37. Woche zu vermehrten Vorwehen. Wenn Sie nicht sicher sind, ob es sich um Vorwehen oder schon um die “echten” Geburtswehen handelt, sollten Sie ein warmes Bad nehmen. Vorwehen hören im warmen Wasser auf, Geburtswehen werden stärker. Ab der 38. Woche ist es dann tatsächlich schon ziemlich wahrscheinlich, dass die Geburt anfängt. Tipp: Gönnen Sie sich noch ein paar schöne Abende mit ihrem Partner. Sammeln Sie bei einem romantischen Candle-Light-Dinner Kraft für den Kreißsaal. Sie werden viel Power brauchen – und danach wahrscheinlich länger keine ruhigen Abende genießen können. Lassen Sie sich noch einmal richtig verwöhnen – und freuen Sie sich auf die Geburt und auf das Leben mit Ihrem Baby. Es gibt nämlich nichts Schöneres.
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